Die Baugeld Entwicklung der letzten 20 Jahre

Für jeden, der aktuell plant, eine Immobilie zu erwerben, spielt die Höhe der Baugeldzinsen eine entscheidende Rolle. Oftmals fällt es schwer, den richtigen Zeitpunkt für die Aufnahme eines Kredites abzuschätzen. Auch Personen, die in naher Zukunft eine Anschlussfinanzierung benötigen, stehen vor einer schwierigen Entscheidung. Auf der Suche nach der richtigen Laufzeit des Kredites und bei der Abschätzung, ob sich vielleicht doch ein Forward-Darlehen lohnen könnte, ist es hilfreich, zuverlässige Prognosen über die Baugeld Entwicklung zu besitzen.

Für eine Beurteilung jeglicher Prognosen sind jedoch tiefe Kenntnisse über die Historie der Baugeld Entwicklung notwendig. Nur wer die Geschichte der Zinsen kennt und weiß, welche gesellschaftlichen Ereignisse eine Änderung der Zinshöhe bewirken können, kann auch die zukünftige Entwicklung der Baugeldzinsen abschätzen.

Chart der Baugeld Entwicklung der letzten 20 Jahre
Baugeld Entwicklung von 1999 bis 2019 (Zinsbindung: 10 Jahre) | © hypochart.de

Sinkende Zinsen seit 1998

Für diese Betrachtung der Baugeldzinsen genügt eine Beschränkung auf einen Zeitraum von 20 Jahren. Innerhalb der letzten 20 Jahre kam es zu zahlreichen Ereignissen, die für einen Anstieg oder eine Senkung der Zinshöhe gesorgt haben. Speziell im Jahr 1998 konnte eine rapide Zinssenkung bemerkt werden. Dennoch waren die Zinssätze mit über 6,3 % deutlich höher als in den gesamten letzten 20 Jahren. Zu keinem Zeitpunkt wurde eine Zinshöhe erreicht, die jene von 1998 übertrat.

Dennoch waren die Zinsen 1998 keinesfalls auf einem Höhepunkt. Ein kurzer Blick auf die 20 Jahre vor diesem Zeitpunkt verrät, dass in den 1980er Jahren sogar Spitzenwerte von über 11,5 % erreicht wurden. Seit Beginn der 1990er Jahre sind die Baugeldzinsen jedoch stetig gesunken. Diese Situation hat sich auch in den Jahren von 1996 bis 1998 nicht geändert. Aufgrund der Nachwirkungen vergangener Ereignisse und Zinsveränderungen nahm der Zinssatz in diesen zwei Jahren immer weiter ab. Zum Ende dieses Zeitraums erreichte der Zinswert sogar regelmäßig Tiefstwerte von unter fünf Prozent. Diese Situation sollte sich jedoch in den kommenden Jahren drastisch verändern.

Die Auswirkung der Wirtschaftskrisen nach 1998

Bereits gegen Ende 1997 kündigte sich eine gravierende Änderung der Baugeldzinsen an. Der Grund hierfür sind hauptsächlich die internationalen Ereignisse in dieser Zeit. Bereits im Herbst 1997 setzte die schwere Asienkrise ein. Dabei handelte es sich um eine der intensivsten Wirtschafts- und Finanzkrisen Ostasiens in den vergangenen Jahren. Diese ursprünglich in Thailand beginnende Krise breitete sich schnell auf mehrere ostasiatische Staaten aus und sorgte für starke Unruhen bei vielen Investoren. Am stärksten waren von dieser Wirtschaftskrise die Länder Südkorea, Indonesien und Thailand betroffen.

Die andauernde Asienkrise sorgte nicht nur für eine Verstärkung der auf anderen Gründen beruhenden Japankrise, sondern hatte ebenfalls Auswirkungen bis nach Russland. Bereits kurz nach dem Einsetzen der Asienkrise zeichneten sich auch erste Anzeichen für eine Wirtschaftskrise in Russland ab. In den kommenden zwei Jahren musste das Land mit einer der stärksten Wirtschaftskrisen der russischen Geschichte kämpfen. Die als Russlandkrise oder Rubelkrise bezeichnete Finanzkrise ließ die Nervosität der Anleger überkochen. Nach und nach stellte sich eine deutliche Kapitalflucht aus Russland, Japan und Ostasien ein.

Aufgrund der anhaltenden Krisen in den Jahren 1998 und 1999 wurde auch die Nachfrage nach amerikanischen und europäischen Krediten immer höher. Aus diesem Grund konnte auch eine drastische Steigerung der Zinsen entgegen der vorangegangenen Tendenz beobachtet werden. Bis zum Jahr 2000 erreichten die Baugeldzinsen immer wieder Spitzensätze von über sechs Prozent.

Drastischer Einbruch der Baugeldzinsen in diesem Jahrtausend

Nachdem sich die wirtschaftliche Situation in Russland, Japan und Ostasien bereits Ende 1999 wieder stabilisierte, begannen auch die Zinsen wieder zu sinken. Immer mehr Investoren gewannen ihr Vertrauen in Asien zurück und entschieden sich für asiatische oder russische Geldanlagen. Gleichzeitig machte auch die politische Situation in diesen Ländern dem amerikanischen und europäischen Zinssatz zu schaffen.

Viele der östlichen Länder waren so stark verschuldet, dass auf die Aufnahme weiterer Kredite verzichtet wurde. Eine Zeit des Verzichts sorgte dafür, dass die Nachfrage nach Finanzierungen immer weiter abnahm. Bis 2004 sank der Zinssatz immer wieder auf neue Rekordtiefstwerte. Selbst bei leichten Zinssteigerungen im Jahr 2002 konnte der Zinssatz nicht auf einen Wert von über fünf Prozent klettern. Zu Beginn des Jahres 2004 erreichte der Zinssatz für Baugeld einen neuen Rekordtiefstwert von unter vier Prozent. Gleichermaßen entschlossen sich zahlreiche Menschen für die Anschaffung einer Immobilie. Immer mehr Menschen konnten dadurch trotz mangelnder finanzieller Mittel einen hohen Kredit aufnehmen und zum ersten Mal in ihrem Leben Hausbesitzer werden.

Die Erholung der Zinsen im Jahr 2004

Das Jahr 2004 brachte schließlich eine Kehrtwende in der allgemeinen Zinspolitik. In diesem Jahr stellten immer mehr Experten fest, dass es sich bei Erdöl um einen limitierten Rohstoff handelt, der bei damaligem Verbrauch binnen kürzester Zeit erschöpft sein konnte. Im Zuge dieser Überlegungen stieg der Ölpreis in ungeahnte Höhen. Die direkte Folge dieser gravierenden Preiserhöhungen war aufgrund eines fortwährend hohen Ölverbrauchs eine immer weiter ansteigende Inflation. Diese konnte in Europa lediglich durch eine immer stärker werdende Konjunktur ausgeglichen werden.

All diese Faktoren machten jedoch eine weitere Zinssenkung unmöglich. Die meisten Experten auf diesem Gebiet prognostizierten bereits Anfang 2004 eine fortwährende Erhöhung der Baugeldzinsen aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Zusammenhänge. Die Zeit von 2004 bis 2008 war vor allem von einer anhaltenden Inflation und einer dauerhaft starken Konjunktur geprägt. Ebenso wie die Preise für jegliche Verbrauchsgüter nahmen auch die Zinsen in dieser Zeit immer weiter zu.

Diese Entwicklungen beeinträchtigten jedoch ebenfalls die zahlreichen neuen Hausbesitzer, die in den Jahren von 2000 bis 2004 von den niedrigen Zinssätzen profitieren wollten und sich aufgrund von fehlenden Regulierungen zu hoch verschuldeten. In den Jahren 2005 und 2006 mussten jene Menschen nicht nur ihre Zinsen, sondern ebenfalls ihre Tilgungen bezahlen. Da jedoch zahlreiche Kredite ohne finanzielle Rücklagen vergeben wurden, konnten die meisten Hauseigentümer in Amerika weder ihre Hypotheken bezahlen noch eine Refinanzierung erhalten.

In Europa blieb diese drohende Immobilienkrise jedoch unbemerkt, da immer mehr amerikanische Banken zahlreiche Maßnahmen unternahmen, um den fatalen Auswirkungen der Immobilienkrise aus dem Weg zu gehen. Die damalige Situation auf dem amerikanischen Immobilienmarkt hätte zu einem absoluten Zusammenbruch der amerikanischen Banken führen können. Um diese Situation zu vermeiden, verkauften die amerikanischen Banken jedoch ihre gewährten Kredite an Banken und Geldgeber aus der ganzen Welt. Sämtliche Schuldtitel wurden auf zahlreiche Investoren aufgeteilt, die das Risiko der amerikanischen Immobilienpolitik trugen. Bereits damals war abzusehen, dass diese Situation kein gutes Ende nehmen würde.

Die Entwicklung der Baugeldzinsen in der Finanzkrise 2008

Gegen Ende des Jahres 2007 kam es schließlich zu einem Zusammenbruch der amerikanischen Immobilienwirtschaft. Über eine Millionen Immobilienbesitzer konnten ihre Hypotheken nicht mehr bezahlen und verloren dadurch ihr Zuhause. Gleichzeitig wurden sogar über 1,3 Millionen amerikanische Immobilien zwangsvollstreckt und zu einem niedrigen Preis veräußert. Es entstanden Verluste in Milliardenhöhe, die zur Insolvenz zahlreicher amerikanischer Banken führten. Schnell verbreitete sich Panik im gesamten Finanzsystem.

Da die amerikanischen Banken direkt vor dem Zusammenbruch des amerikanischen Immobiliensystems große Mengen der wertlosen Schuldtitel ins Ausland veräußerten, betraf diese riesige Finanzkrise nicht nur Amerika selbst, sondern die gesamte Welt. Kaum jemand war in der Lage, die Auswirkungen der Immobilienblase Amerikas richtig abzuschätzen. Schnell verbreitete sich Misstrauen unter den europäischen Banken. Dadurch war kaum eine Bank dazu bereit, einer anderen Bank Geld zu leihen. Schließlich wusste man zu dieser Zeit nicht, ob man das Geld auch wieder zurückerhalten würde oder ob auch diese Bank von der Finanzkrise betroffen ist und Insolvenz anmelden muss. Aufgrund des allgegenwärtigen Mangels an frischem Kapital entstand in ganz Europa eine akute Kreditklemme. Allein bis Juli 2008 verzeichneten zahlreiche Banken einen Verlust von insgesamt 435 Milliarden Dollar.

Die direkte Folge dieses allgemeinen Misstrauens auf dem Finanzmarkt war, dass kaum eine Bank den Verlust, der durch die wertlosen Schuldtitel entstand, ausgleichen konnte. Immer mehr Kreditinstitute mussten deshalb Insolvenz anmelden und konnten somit auch ihre eigenen Schulden nicht länger begleichen. Dadurch breitete sich die Finanzkrise rasant auf der gesamten Welt aus. Ein vollständiger Zusammenbruch unseres Finanzsystems wurde lediglich durch die Ausarbeitung zahlreicher Rettungspakete verhindert. Allein die amerikanische Regierung investierte 700 Milliarden Dollar, um die amerikanischen Großbanken zahlungsfähig zu halten. Auch in Europa zeichnete sich ein ähnliches Verhalten ab.

Im Zuge dieser Entwicklungen nahm der Unmut der Bevölkerungen aller betroffenen Länder schlagartig zu. Immer mehr Menschen verloren das Vertrauen in die Arbeit der Banken. Aus diesem Grund nahm auch die Nachfrage nach Krediten und Finanzierungen signifikant ab. Da Kredite jedoch eine wichtige Einnahmequelle für Banken sind, entstand ein Teufelskreislauf, von dem sich die Banken bis heute nicht vollständig erholt haben. Die einzige Möglichkeit, um der immer weiter sinkenden Nachfrage nach Krediten entgegenzuwirken, bestand in einer Senkung der Zinsen. Aus diesem Grund brachen die Baugeldzinsen im Jahr 2008 auf teilweise unter drei Prozent ein.

Ein kurzes Aufatmen im Jahr 2010

Erst gegen Ende des Jahres 2009 konnten sich die Banken wieder etwas erholen und einen Teil des Vertrauens der Menschen zurückgewinnen. Zwischenzeitlich stiegen die Bauzinsen sogar kurzzeitig auf einen Wert von über vier Prozent an. Dieses Aufatmen der Banken währte jedoch nur kurz. Bereits Anfang des Jahres 2010 brach der Zinssatz wieder vollständig ein. Der Grund dafür war ein aufkommender Rohstoff-Boom, der seinerseits die Wirtschaftskrise von 2008 wieder neu entfachte. Während Amerika und Europa zunehmend ein Verständnis für die Knappheit des Rohstoffes Öl entwickelten, stieg in diesem Jahr die Nachfrage nach Erdöl in den boomenden Volkswirtschaften China und Indien sprunghaft an.

Natürlich hatte dies auch drastische Auswirkungen auf sämtliche Konsumenten in Nordamerika und Europa. Nach einer starken Erhöhung der Heiz- und Treibstoffkosten begannen auch die Kosten für Nahrungsmittel immer weiter anzusteigen. In zahlreichen Entwicklungsländern wurden die Preise für Nahrungsmittel sogar so hoch, dass es regelmäßig zu Aufständen kam. Erschreckend kam hierbei hinzu, dass Großbritannien bereits im Jahr 2008 einen Rückgang des Wirtschaftswachstums auf null Prozent verkündete. Bis 2010 breitete sich dieser Zustand auch auf die übrigen europäischen Länder aus. Deutschland und viele andere europäische Staaten befinden sich seither in einer Rezession.

Aus diesem Grund sank auch die Investitionsbereitschaft in Europa und führte zu einer weiteren Senkung der Baugeldzinsen. Bereits 2013 sanken die Zinsen auf ein Rekordtief von unter zwei Prozent. Im Jahr 2014 sank der Baugeldzinssatz sogar auf unter ein Prozent. Trotz minimaler Zinserhöhungen im Jahr 2015 konnten sich Investoren bis Ende 2016 über niedrige Baugeldzinsen freuen. Diese erreichten auch im Jahr 2016 wieder einen neuen Tiefstwert von unter ein Prozent.

Prognosen für die Zukunft

Das Jahr 2017 ist schließlich mit einer Zinsanhebung in den USA und einer erhöhten Inflation in ganz Europa zu Ende gegangen. Darüber hinaus zeichneten sich bereits etwas höhere Zinsen für Immobilienkredite am Ende des Jahres ab. Experten gehen aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage davon aus, dass die Rekordtiefstwerte von 2016 im Jahr 2018 nicht noch einmal erreicht werden. Schon immer haben sich Änderungen des amerikanischen Baugeldzinssatzes auch auf Europa mit einer leichten Zeitverzögerung ausgewirkt. Aus diesem Grund ist mit einer stetigen Steigerung der Zinsen in Zukunft zu rechnen. Viele Spezialisten erwarten vor allem für die zweite Jahreshälfte einen starken Anstieg des Zinssatzes.

Trotz dieser Aussichten sollten Investoren keinen zu starken Anstieg der Zinsen erwarten. Zahlreiche andauernde politische Unsicherheiten werden vor allem im Jahr 2018 für eine Begrenzung des Anstiegs sorgen. Aus diesem Grund wird davon ausgegangen, dass es im Verlauf dieses Jahres immer wieder zu Schwankungen kommen wird. Doch obwohl die Baugeldzinsen vereinzelt sinken werden, wird es nicht noch einmal zu vergleichsweise niedrigen Zinssätzen wie 2016 kommen.

Was kann man aus diesem Zinsverlauf schließen?

Bereits Anfang des Jahres 2018 konnte man einen leichten Anstieg der Baugeldzinsen bemerken. Hierbei bleibt abzuwarten, ob die Geldpolitik der US-Notenbank auch auf die EZB abstrahlen wird. Die Höhe der Bauzinsen ist jedoch direkt von den deutschen Staatsanleihen und den deutschen Pfandbriefen abhängig. Aus diesem Grund sollten Immobilienkäufer die hiesigen Renditen auf jeden Fall im Auge behalten. Die deutschen Staatsanleihen werden in jedem Fall auch weiterhin gefragt bleiben und dadurch einem starken Anstieg der Baugeldzinsen entgegenwirken. Obwohl erwartet wird, dass die Baugeldzinsen das gesamte Jahr über auf einem sehr günstigen Niveau bleiben, gehen Experten von einer stabilen Erhöhung der Zinsen aus. Deshalb bietet sich gerade in der ersten Hälfte des Jahres 2018 eine optimale Gelegenheit, um noch von besonders günstigen Konditionen zu profitieren. Interessenten von Immobilien sollten sich daher noch in der ersten Jahreshälfte für eine Finanzierung entscheiden.